Makrofotografie – kein leichtes Unterfangen
14. Juli 2015

Wer die Natur liebt und fotografiert kommt an der Makrofotografie dauerhaft nicht vorbei. Viel zu schön sind die zu entdeckenden Details etwa an Blüten oder Insekten, die man in freier Natur mit bloßem Auge gar nicht wahrnehmen kann.

Schon mit meiner kleinen Digital- und der späteren Bridgekamera habe ich solche Aufnahmen geliebt. Allerdings waren das keine echten Makrofotos, was man im Endergebnis hier jedoch nicht sehen kann. So spreche ich da lieber von Großaufnahmen.

Ach wie war es doch vordem,

einfach und auch sehr bequem!

Mit der Digital- oder Bridgekamera lässt sich relativ einfach eine Großaufnahme machen. Man geht einfach so nahe wie möglich an das Motiv heran und schneidet den späteren Bildbereich einfach am PC aus. So erzielt man dann den Makroeffekt.

Auch mit der Spiegelreflexkamera lassen sich auf diese Weise wunderschöne Aufnahmen mit einem Kit-Objektiv machen. Nicht das schlechteste Ergebnis, aber meinem Anspruch genügte das nicht. Für einen entsprechend hochqualitativen Ausdruck sind diese Bilder leider auch nicht geeignet. Durch das Zurechtschneiden sind die Dateien nicht mehr groß genug.

Wer die folgenden Aufnahmen mit dem Titelbild vergleicht, sieht schnell den Unterschied von dem, was ich Großaufnahme nenne zum Makrofoto.

 Doch zunächst einmal; was genau ist eigentlich Makrofotografie? Davon spricht man, wenn Objekte mit einem Abbildungsmaßstab von ca. 1:1 aufgenommen werden. Dazu gibt es sogar – man höre und staune – eine DIN-Norm.

D.h. im Falle einer Spiegelreflexkamera das Motiv muss 1:1 auf dem Sensor abgebildet sein. Ein Sensor? Vereinfacht ausgedrückt; während bei der analogen Kamera der Film belichtet wird, ist das bei der Spiegelreflexkamera eben der Sensor.

So weit, so gut. Doch wie genau lässt sich das bewerkstelligen? Und was braucht man dazu?

Makroobjektiv, Konverter, Nahlinsen oder Zwischenringe

Den Kauf eines Makroobjektives schob ich lange hinaus. Wie jedes gute Objektiv sind sie leider sehr teuer. Da hatten andere Anschaffungen für mein Equipment noch Vorrang. So half ich mir zunächst mit einem Konverter. Das ist ein sogenannter Umkehrring, mit dessen Hilfe ein Objektiv verkehrt herum auf die Kamera gesetzt wird. Dadurch erzielt man einen Lupeneffekt.

Die Aufnahmen waren nicht wirklich schlecht. Aber sie waren bei Weitem nicht das, was ich mir erhofft hatte. Als nächstes schaffte ich mir ein ganzes Sortiment Nahlinsen an. Auf das normale Objektiv aufgeschraubt wirken sie ebenfalls wie eine Lupe. Das Ergebnis? Na ja …

Die Zwischenringe probierte ich daraufhin erst gar nicht mehr aus. Dieses ‚nichts Ganzes und nichts Halbes‘ fühlte sich einfach nur unprofessionell an. So entschied ich mich dann doch für den Kauf eines Makroobjektives, und zwar ein richtig gutes. Als ich es endlich in Händen hielt, waren Vorfreude und Erwartung riesengroß.

Gut Ding will Weile haben

Ich glaubte nun, mit nicht mehr als dem gewohnten Aufwand endlich richtig gute Makrofotos machen zu können.  Umso größer waren Enttäuschung und Frust; so einfach ist es nämlich nicht. Das hätte ich auch wissen müssen. Doch irgendwie hatte ich da etwas verdrängt; die Beugungsunschärfe. Eine banale, aber wichtige physikalische Tatsache …

Auch das beste Makroobjektiv kann nicht zaubern – leider. Schon das nahe Herangehen ans gewünschte Motiv führt automatisch zu geringer Schärfentiefe. Was normalerweise hilft, nämlich abblenden, funktioniert hier nicht.

Weit geschlossene Blenden führen auch im Vollformat zu Qualitätsverlust aufgrund der Beugung. Ab einem gewissen Blendenwert wird das Bild nicht mehr schärfer, sondern unschärfer. Man spricht daher auch von der kritischen sowie der förderlichen Blende.

Das führt dazu, dass immer nur ein sehr kleiner, im Millimeterbereich liegender Teil scharf abgebildet wird. Irgendwann ging mir dann das Spätzünderlicht auf, doch die Problematik blieb. Ich fotografierte und probierte, leider immer wieder mit demselben Ergebnis. Also begann ich zu recherchieren und stieß schnell auf die Lösung. Ich hatte bereits davon gehört, mich aber nie damit auseinandergesetzt.

Focus stacking – mühsam ernährt

sich das Eichhörnchen

Das Erlernen dieser Technik ging schnell und war wie eine Erlösung. Aber ich begriff auch, dass Makrofotografie viel Arbeit verursacht. Focus stacking bedeutet, viele Einzelbilder zu einem Bild zusammenzufügen.

Dazu wird das Motiv scheibchenweise abgebildet. Bei jedem Einzelbild legt man den Focus auf einen anderen Bereich. Hat man alle Bereiche des Motivs erfasst, wird diese Bilderserie am PC zu einem daraus resultierenden Ergebnis verrechnet.

Dafür gibt es spezielle Software, bzw. Programme und Tools. Sie erkennen die scharfen Details in den Einzelfotos und fügen sie zusammen. Ein Aufwand, der sich lohnt, wie Sie an folgenden Bildern sehen können.

Der Aufwand mit dieser Methode ist unterschiedlich. Hier reichten schon fünf Bilder für ein gutes Ergebnis. Je nach Motiv und Anspruch sind normalerweise aber mindestens 30 Einzelaufnahmen und mehr notwendig.Es ist Kleinstarbeit und erfordert höchste Konzentration.

Doch wer sich geduldig zeigt, wird am Ende belohnt. Es ist ein magischer Moment, wenn sich nach dem Errechnen und Zusammenfügen der Serie endlich das fertige Bild öffnet.  Und das kann dauern, was nicht nur an der Anzahl der Fotos liegt. Da ich ausschließlich im RAW Format arbeite, kommen nicht gerade wenige Megabytes zusammen.

Doch die Mühe lohnt sich. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, was die Fotografie am Ende ausmacht; der Weg ist das Ziel.  Man läuft kilometerweit und stundenlang durch Landschaften und Städte. Man schleppt kiloweise Equipment mit sich herum, hält Ausschau nach passenden Motiven und wartet geduldig auf den idealen Auslösemoment.

Im Anschluss bearbeitet man das Ganze noch stundenlang am PC. Doch am Ende freut man sich wie Bolle über die Ergebnisse. Ich möchte nichts davon missen.

Sehen Sie auch mein Video dazu: Focus stacking

Mehr Makroaufnahmen können Sie in meinem Portfolio sehen.

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