Thülsfelder Talsperre
16. August 2020

Neulich hatte ich das Glück trotz Coronapandemie einen sicheren Kurztrip nach Niedersachsen machen zu können. Die Reise führte mich ins Hotel Heidegrund und das war ganz nach meinem Geschmack. Mitten im hoteleigenen Wald gelegen grenzt es zudem an ein sehr besonderes Naturschutzgebiet. Einen ganzen Tag habe ich in dieser erholsamen Landschaft verbracht und es hat sich trotz anstrengender Hitze gelohnt …

Thülsfelder Talsperre

Im westlichen Niedersachsen, genauer gesagt im Oldenburger Münsterland, Landkreis Cloppenburg, liegt angrenzend an die Gemeinden Friesoythe, Garrel und Molbergen der 170 ha große Stausee der Soeste. Wie ein künstlich angelegtes Gewässer sieht er nicht aus. Im Gegenteil! Umrundet man den See, erlebt man eine malerische, weitläufige Landschaft, die an die Schären Skandinaviens erinnert.

Die Soeste entspringt im Norden von Emstek und fließt in nordwestlicher Richtung zum Stadtrand von Cloppenburg. Auf ihrem Weg dorthin führt sie zunehmend Wasser. Das ermöglichte in Cloppenburg den Bau und Betrieb einer Wassermühle. Daran erinnert heute die Mühlenstraße in der Innenstadt.

Doch das Wasser der Soeste trat regelmäßig im Herbst und Frühjahr über die Ufer und überflutete insbesondere bei Thüle und Friesoythe große Flächen. Um das Problem zu lösen, entschloss sich schließlich der Landtag des Freistaates Oldenburg 1923 zum Bau einer Talsperre.

Erbaut wurde sie in den Jahren 1924 bis 1927.

Sie ist eine der ältesten ihrer Art in Niedersachsen und die die zweitnördlichste Talsperre Deutschlands. Bis heute stellt sie den Hochwasserschutz der unterhalb des Flusstales gelegenen Orte Thüle, Friesoythe, Kampe, Harkebrügge und Barßel sicher. Die Soeste fließt von dort weiter in die Leda, die in die Ems entwässert.

Die Talsperre ist im Besitz des Landes Niedersachsen, Zuständig ist die Betriebsstelle Cloppenburg der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. Die Hauptnutzung der Talsperre ist die Wassermengenbewirtschaftung der Soeste. Das Sperrwerk ist ein 3,6 km langer Erddamm, der den Nordteil der Talsperre umschließt. Der Stausee hat eine Größe von 170 Hektar.

Wertvolle Natur

Die in einer ansonsten eher seenarmen Gegend gelegene Talsperre wurde schnell als große Bereicherung der Landschaft angesehen. Durch den Aufstau der Soeste entwickelte sich ein wertvolles Areal. Schon 1939 wurde es auf einer Fläche von 468 Hektar 1938 unter Naturschutz gestellt. Seit 2000 ist es auch FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat).

Insgesamt zeichnet sich das Gebiet durch buchtenreiche Uferbereiche mit Röhrichten, Seggenriedern, Weidengebüschen, Erlen- und Birken-Bruchwäldern aus. Auf der Westseite erstreckt sich eine der größten Heideflächen Niedersachsens. Die Sandheideflächen sind zu einem wertvollen Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten geworden.

 

So wurden beispielsweise Kormorane, Graugänse, Gänsesäger, Kiebitze, Bekassine und verschiedene Enten- & Schwanarten als Gast-, Rast- oder auch Brutvögel gesichtet. Die vorhandenen Feuchtheiden gehen in Anmoorheide über. Kleinflächig ausgeprägt sind Torfmoos-Schwingrasen und Gagelgebüsche sowie mehrere kleine Hochmoore.

Mit seinen vielen Buchten sieht der Stausee nicht aus wie von Menschenhand gemacht.

Erholung pur

Die Thülsfelder Talsperre ist zu einem beliebten Naherholungsgebiet geworden. Kein Wunder; die weite, schärenartige Seen- und Heidelandschaft mit ihren seltenen Pflanzen- und Tierarten ist nicht nur besonders schön. Wälder und Moore sorgen zudem für frische und saubere Luft.  Ein Lehrpfad führt über den zehn Kilometer langen Rundwanderweg um die Talsperre und umfasst 19 Stationen.

Mehrere Campingplätze, zwei Badestellen, ein Kletterwald und sogar ein Golfplatz stehen Urlaubern und Tagesausflüglern zur Verfügung. Doch wer hier Ferien machen möchte sollte wissen; der Naturschutz steht im Vordergrund. Surfen ist nicht! Auch Tret- und Ruderboote sind nicht erlaubt. Und das ist auch gut so. Lediglich Fischereiaufsicht und Rettungsdienst dürfen den See befahren.

Inzwischen soll sich im Großraum der Thülsfelder Talsperre sogar ein Wolf angesiedelt haben. Bereits Ende 2018 wurde er von einem Jäger in Ufernähe der Talsperre entdeckt. Seitdem verdichten sich die Indizien. Mehrere gerissene Tiere und wiederholte Sichtungen eines Wolfs durch Jäger und Förster lassen kaum noch Zweifel daran.

Die Sanierung

Von 2002 bis 2006 wurde die Talsperre mit einem Kostenaufwand von rund 15 Millionen Euro umfangreich saniert. Zuvor war im Rahmen eines Gutachtens festgestellt worden, dass die Sicherheit der Dämme nicht mehr ausreichte um den Stauraum voll auszuschöpfen.

Zudem hatte man Risse im alten Auslaufbauwerk und extrem lockere Bodenlagerung festgestellt. Vorhandene Anlagenteile entsprachen weder dem Stand der Technik noch notwendigen Sicherheitsanforderungen. Das musste dringend behoben werden.

Doch schon 2009 waren aufgrund von Baumängeln erneute Arbeiten notwendig. Diesmal musste der Stausee fast vollständig entleert werden. Bis zum Sommer 2010 dauerten die Reparaturen. Nach aufwändiger Hohlraumverpressung im Bereich des Auslaufbauwerkes konnten sämtliche Mängel zuverlässig behoben werden. Seitdem arbeitet die Talsperre zuverlässig und einwandfrei.

Meine Erkundung

An einem sehr heißen Sommertag machte ich mich wie gewohnt am frühen Morgen auf den Weg. Schnell war ich vom Hotel aus am Wasser. Es war herrlich; die Ruhe, die noch kühle Luft und die Aussicht auf den See ließen mich ahnen, wie schön der Tag werden würde.

Ich hatte vor, den See einmal ganz zu umrunden. An verschiedenen Stellen konnte ich jeweils zwischen unbefestigten und befestigten Wegen wählen. Keine Frage, wozu ich mich als Fotografin entschied.

Es waren nur wenige Menschen unterwegs und so hatte ich alle Zeit der Welt und Ruhe die Landschaft zu genießen und mit der Kamera einzufangen. Schnell wurde es allerdings ziemlich warm. Für den Tag waren fast 30 Grad vorhergesagt. Kein Problem, dachte ich.

Da wusste ich allerdings noch nicht, dass ich meine Getränke vergessen hatte. So wanderte ich zunächst durch die Sandheide und war hin und weg. Mein Glück; ich war zur richtigen Jahreszeit dort; die Heide blühte.

Der Schafstall sieht aus wie in die Landschaft hinein gemalt:

Später führte mich mein Weg an den Ufern des Sees entlang. So konnte ich – mittlerweile extrem durstig und verschwitzt – wenigstens meine Füße ab und an ins kühle Nass stecken. Bei solchen Temperaturen mit schwerer Ausrüstung unterwegs zu sein, ist anstrengend. So war das Wasser eine wohltuende Abkühlung, nachdem ich zuvor stundenlang durch die pralle Sonne gelaufen war.

Endlich fand ich auch wieder Schatten. Das erleichterte die letzte Wegstrecke. Insgesamt war ich acht Stunden unterwegs. Trotz Hitze und fehlender Getränke habe ich es nicht bereut. Im Gegenteil; ich hoffe, es war nicht mein letzter Aufenthalt dort. Zu gerne würde ich auch zu anderen Jahreszeiten einmal dort fotografieren.

Diese Tour war für mich nicht mehr als ein Schnupperbesuch. So habe ich beispielsweise noch nicht das Moor sehen können und darauf bin ich besonders neugierig.

Wenn Sie mehr sehen möchten, schauen Sie doch einmal meine Fotogalerie dazu an: Seenlandschaft.

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